Leder ist nicht gleich Leder
Dass Leder nicht gleich Leder ist, habe ich erst verstanden, als ich begann, mich intensiver mit dem Material zu beschäftigen. Wenn jemand „Leder“ sagt, kann das vieles bedeuten: vom schweren, pflanzlich gegerbten Sattlerleder bis zum feinen Lammnappa für eine Jacke. So wie auch „Stoff“ eine ganze Welt umfasst – von handgewebtem Leinen über Baumwolljersey bis zu 3D-Mesh aus Polyester – ist „Leder“ nur eine Kategorie mit unzähligen Varianten.
Für MARAI wollten wir gemeinsam mit paradis collections eine Lederhose entwickeln – aus Schweizer Ziegenfellen, die sonst im Abfall landen. Dafür brauchten wir ein Leder, das sich für Bekleidung eignet: leicht, weich, anschmiegsam – und trotzdem langlebig. Pflanzlich gegerbtes Leder, wie wir es sonst verwenden, war für diesen Zweck zu schwer. Also begann eine lange Suche nach einer passenden Gerberei.
Fündig wurden wir im Norden Portugals – bei einem kleinen Familienbetrieb, der sich auf die Verarbeitung von Ziegen- und Schaffellen spezialisiert hat. Die Gerberei, heute von Pedro und seinem Bruder geführt, produziert hochwertigste Leder für internationale Marken. Pedro war offen für einen Versuch mit unseren Häuten – und wir für das Abenteuer.
Die Gerbung erfolgt komplett ohne Chrom und Schwermetalle, mit einer pflanzlichen Nachgerbung auf Tara-Basis. Ein leichtes Finishing schützt das Leder vor Feuchtigkeit, ohne seine Atmungsaktivität einzuschränken. So entsteht ein hautfreundliches, ökologisches Bekleidungsleder, das sich angenehm trägt und dennoch robust ist. Es bleibt weich, lässt den Körper atmen und bewahrt seine natürliche Temperaturregulierung.
Das fertige Leder ging an eine kleine Werkstatt in der Nähe – und dort entstanden, in viel Handarbeit, die Hosen. Die erste Ausgabe ist kürzlich erschienen, als Limited Edition. Mehr zur Herstellung dann im nächsten Beitrag.